top of page

Orthodoxie – Was ist das?

Glaubensbekenntnis der Orthodoxen Kirchen (Nicäa)

Ich glaube an den einen Gott, den Vater den Allmächtigen, der alles geschaffen hat, Himmel und Erde, die sichtbare und die unsichtbare Welt.

Und an den einen Herrn Jesus Christus, Gottes einziggeborenen Sohn, aus dem Vater geboren vor allen Zeiten: Licht vom Lichte, wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater, durch ihn ist alles geschaffen. Für uns Menschen und zu unserem Heil ist er vom Himmel gekommen, hat Fleisch angenommen aus dem Heiligen Geist und der Jungfrau Maria und ist Mensch geworden. Er wurde für uns gekreuzigt unter Pontius Pilatus, hat gelitten und ist begraben worden, ist am dritten Tage auferstanden nach der Schrift und ist aufgefahren in den Himmel. Er sitzt zur Rechten des Vaters und wird wiederkommen in Herrlichkeit, zu richten die Lebenden und die Toten, seiner Herrschaft wird kein Ende sein.

Ich glaube an den Heiligen Geist, der Herr ist und lebendig macht, der aus dem Vater hervorgeht, der mit dem Vater und dem Sohne angebetet und verherrlicht wird, der gesprochen hat durch die Propheten, und an die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche.

Ich bekenne die eine Taufe zur Vergebung der Sünden, erwarte die Auferstehung der Toten und das Leben der kommenden Welt.

Amen.

Das Ökumeneverständnis der orthodoxen Kirche

Nachdem sich das Christentum im Römischen Weltreich zunächst im Untergrund ausgebreitet hatte und im vierten Jahrhundert durch die ersten christlichen Kaiser zur Staatsreligion erhoben wurde, erlangten dogmatische Fragen gewissermaßen die Bedeutung staatstragender Angelegenheiten. Um die Einheit der Kirche und der Oikumene zu bewahren, wurden insgesamt sieben Ökumenische Konzile (325 – 787) einberufen, die für alle Zeiten Glaubensgrundsätze verbindlich formulierten und die kanonische Ordnung festlegten.  

Die Orthodoxe Kirche versteht sich heute als Hüterin dieses Vermächtnisses, das uns das einzige mit der Tradition der Kirche (Paradosis) vereinbare Modell der Einheit der Christen vorgibt. Denn zu Zeiten der Ökumenischen Konzile wurde nur die volle Einheit im Glauben als Grundlage für eine sichtbare strukturelle oder administrative Einheit in Betracht gezogen. Das war und ist auch die einzige mögliche Basis für die eucharistische Gemeinschaft der einzelnen Gliedkirchen untereinander.

 

Gleichwohl maßt sich die Orthodoxe Kirche nicht an, über Andersgläubige  urteilen zu wollen. Richterliche Befugnisse gibt es nach kanonischem Recht nur über Gruppen und Individuen, die selbst der Kirche angehören. Da die Zugehörigkeit zur Kirche seit der apostolischen Zeit mit der Erlangung des Seelenheils gleichgesetzt wurde (s. Apg. 2: 46), wird der Abfall von dieser Gemeinschaft (Apostasie) jedoch als die schwerste Sünde schlechthin betrachtet. Diese Schuld kann eigentlich nur durch die bußfertige Wiederbekehrung der Betroffenen abgegolten werden. Solange dies nicht geschieht, befinden sich der oder die Betroffenen außerhalb des Zuständigkeitsbereiches der Kirche (s. Mt. 18: 17).

 

Es ist nur folgerichtig, dass sich das „Ökumeneverständnis“ vom tradierten Kirchenverständnis ableitet. Letzteres kann nur Grundlage für den Umgang mit anderen christlichen Konfessionen sein. Als Orthodoxe verlangen wir als Prämisse für einen interkonfessionellen Dialog nicht, dass alle dieses ekklesiologische Verständnis teilen oder übernehmen. Jedoch wollen wir, dass dieses unser Selbstverständnis als Eine, Heilige, Katholische und Apostolische Kirche  respektvoll zur Kenntnis genommen wird. Es geht aus Sicht der Orthodoxen Kirche nicht um die Ausgrenzung anderer, sondern um die Bewahrung des Vermächtnisses der ungeteilten Kirche Christi, auch wenn dies bei interkonfessionellen Zusammenkünften der mehrheitlichen Auffassung von der sichtbaren Einheit aller Christen im Verbund einer unsichtbaren Kirche zuwiderlaufen sollte.

 

Erzpriester Mihail Rahr 

Email-Verteiler
Erhalten Sie aktuelle Informationen über die Gottesdienste und das Gemeindeleben
bottom of page