Die Gemeinde
Gründungsgeschichte
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Die Gemeinde des Heiligen Isidor ist eine Christlich Orthodoxe Gemeinde mit Orthodoxen Gottesdiensten in deutscher Sprache. Da die Orthodoxie in Deutschland bisher nur durch Christen aus Russland, Griechenland, Serbien und anderen Nationalitäten des Ostens bekannt ist und es hier keine Deutsch-Orthodoxe-Kirche im eigentlichen Sinne gibt, wurde die Gemeinde am 27. Mai 2002 in der Berliner Diözese des Moskauer Patriarchats gegründet, dessen Oberhaupt zurzeit Kyrill I., Patriarch von Moskau und ganz Russland ist. Die Orthodoxe Kirche ist die weltweit zweitgrößte christliche Religionsgemeinschaft.
Seine Eminenz Feofan, Erzbischof von Berlin und Deutschland (Â…+2017), gab am 27. Mai 2002 dieser Gemeinde mit Deutsch als alleiniger Gottesdienstsprache seinen Segen. Mit einem Einführungsgottesdienst ist die Gemeinde des Hl. Isidor am 14. Juni 2002 gegründet worden. Seit Herbst 2003 nutzt die Gemeinde eine byzantinische Kapelle in dem ehemaligen römisch-katholischen Kloster der Christkönigschwestern in Berlin Lankwitz, wo zunächst einmal monatlich die Nachtwache und die Liturgie zelebriert wurden.
Der derzeitige Leiter der Berliner Diözese der Russischen Kirche ist Seine Eminenz Erzbischof Tichon von Ruza.
Der Gemeindevorsteher ist Vater Mihail Rahr, ein russischer Priester, der die Gemeindemitglieder schon seit der Gründung geistlich betreut und zu den Gottesdiensten aus Weimar anreist, wo er einer weiteren Gemeinde vorsteht. Deutsch ist seine zweite Muttersprache.
Seit 2019 konnte Vater Evgeny Murzin für weitere monatliche Gottesdienste in der Gemeinde gewonnen werden.
Ganz neu ist die Einführung eines Abendgebets (Jesus-Gebets). Es findet in der Regel am Vorabend der von Vater Evgeny Murzin zelebrierten Liturgie statt.
Die Gemeinde des Heiligen Isidor strebt an, im Einklang mit der deutschen Sprache, der hiesigen Kultur und Mentalität ihr Leben mit christlich orthodoxer Spiritualität und eben-solchen Traditionen zu erfüllen.
Namensgeber und Patron der Gemeinde ist der Heilige Isidor von Rostov und Brandenburg, Narr in Christo. Er lebte, einer Familie aus Brandenburg entstammend, im 15. Jahrhundert, ging in jungen Jahren nach Russland (Rostov Velikiy, nahe Moskau), wo er den orthodoxen Glauben annahm und sich ganz dem Leben in Christo widmete.
Die russische Kirche verehrt ihn als einen Heiligen, dem außer der Gabe der Prophetie etliche Wunderheilungen zugeschrieben werden. Sein Gedenktag ist der 27. Mai (14.5. nach julianischem Kalender), der Tag, an dem die Gemeinde den bischöflichen Segen zu ihrer Gründung empfing.
Als ein kleines Wunder betrachtet die Gemeinde den auf die Stunde genauen Zusammenfall der Gründung dieser Gemeinde mit dem ersten Gottesdienst in der Kirche des Heiligen Isidor in Rostov. Die Kirche hatte jahrzehntelang während des sowjetischen Regimes leer gestanden. Erst im Jahr 2015 anlässlich einer Pilgerfahrt wurde bekannt, dass genau zum selben Zeitpunkt (also am 27.Mai 2002 um 10 Uhr) wieder die erste Liturgie gefeiert wurde.
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Selbstverständnis der Gemeinde
Die Gemeinde erkennt die Satzung der Russisch-Orthodoxen Kirche an und empfindet gegenüber dieser, ihrer Stammkirche, eine besondere Verbundenheit und Dankbarkeit. Aufgrund ihrer besonderen Situation als deutschsprachige Orthodoxe Gemeinde in Deutschland möchte die Gemeinde vorgenannte Ergänzungen zur Satzung hinzugefügt wissen und folgende Erklärung nachtragen:
Da eine christliche Orthodoxie in Deutschland bisher nur durch die Orthodoxen Kirchen anderer Länder und anderer Sprachen vertreten ist, betrachten die Mitglieder der Gemeinde des Heiligen Isidor es als ihren größten Wunsch, die Orthodoxen Gottesdienste in der hiesigen Landessprache miterleben zu dürfen. Deutschland ist kein unchristliches Land und hat Heilige und andere bedeutende Menschen hervorgebracht, die für den christlichen Glauben wichtig waren und sind.
Die Römisch-katholische und die Evangelische Kirche sind hierzulande Inbegriff von Kirche überhaupt; diese verdienen als solche unsere Wahrnehmung und Achtung. Vor diesem Hintergrund nur kann eine deutschsprachige, christlich- Orthodoxe Kirche wachsen und Anerkennung finden. Dabei ist zu beachten, dass Vieles, was in anderen Ländern üblich ist, im eigenen Land als befremdlich angesehen werden kann, da es unbekannt ist. Es gilt also, nicht nur sprachlich die Orthodoxie zu übersetzen, sondern auch in den Gewohnheiten einen Weg zum Herzen der Menschen in Deutschland zu finden.
Wir sehen es beispielsweise als unvereinbar mit westeuropäischem Denken und Empfinden, dass Frauen nur mit verdecktem Haupthaar die Kommunion empfangen sollen. Schon allein an diesem Beispiel klaffen Praxis und Sichtweise in den unterschiedlichen Gemeinden der Russisch-Orthodoxen Kirche weit auseinander.
Es ist uns ein Anliegen, das Ethnisch-Sittenhafte vom Wesentlichen zu unterscheiden, um im Vergleich der uns vorgestellten Gebräuche der unterschiedlichen orthodoxen Völker unsere eigene deutsch/west-europäische orthodoxe Tradition zu entwickeln.
Wir sind Seiner inzwischen verstorbenen Eminenz Erzbischof Feofan außerordentlich dankbar, dass er jedem Priester eines kanonischen Patriarchats gestattet hat, in unserer Gemeinde zu zelebrieren.
In diesem Bewusstsein wollen wir unseren Weg gehen, um gemeinsam Orthodoxie in Kirche und Alltag in unserem Land und in unserer Sprache zu leben und betrachten es als einen Beitrag dazu, nationale oder gar nationalistische Gedanken und Gefühle im Gottesdienst zu überwinden.